Prima Vista SchriftstellerInnen (4) aus Deutschland
Am 5. Mai um 18 Uhr beginnt der Autorenabend von Klaus Modick im Saal der Stadtbibliothek Tartu, wo die Literaturwissenschaftlerin Liina Lukas mit ihm sprechen wird. Ein Spaziergang auf den Erinnerungspfaden deutschbaltischer Studierender, Beginn um 16 Uhr. in den Toome-Ruinen, kann als eine Art Einstimmung auf den literarischen Abend angesehen werden, denn die Hauptfigur von Modicks ins Estnische übersetztem Roman „Keyserlings Geheimnis“ (Eesti Raamat, trans. A. Arold) reiste als Student ebenfalls nach Tartu.
Der deutsche Schriftsteller und Übersetzer Klaus Modick (*1951) hat mehrere kulturgeschichtliche und biografische Romane veröffentlicht. Im Mittelpunkt von Prima Vista steht der Roman „Keyserlings Geheimnis“ (2018), dessen Schauplatz unter anderem Tartu ist. Dies ist ein Roman über den deutschbaltischen Schriftsteller Eduard von Keyserling (1855-1918), einen Impressionisten der deutschen Literatur. Keyserling, geboren in Kuramaa, studierte von 1875 bis 1877 Rechtswissenschaften an der Universität Dorpat, und das Geheimnis, das er sein ganzes Leben lang streng hütete, hängt mit den Jahren zusammen, die er in Tartu verbrachte.
Am 7. Mai um 16 Uhr stellt der deutsche Schriftsteller Markus Thielemann die neu erschienene Übersetzung seines Romans „Põhjakaares kömab kõu“ (Eesti Raamat, trans. P. Pääsuke) vor. Im Saal der Stadtbibliothek Tartu spricht Hella Liira, Dozentin an der Universität Tartu, mit dem Schriftsteller.
„Põhjaka kämab küu“ ist ein Roman über die Lüneburger Heide, Deutschlands erster Naturpark und heute eine bekannte Touristenattraktion, der an eine idyllische Heidelandschaft mit einer Schafherde beim Scheren erinnert. Thielemann hingegen versucht, das idyllische Bild der Heide zu zerstören und zeigt die Vielschichtigkeit und Widersprüchlichkeit der Ortsidentität, das Nebeneinander von Idylle und Gewalt. Er schildert den Alltag eines Bauern im Moor, der sich von dem unterscheidet, was für das touristische Auge sichtbar ist, und beginnt, sich mit den dunklen Geheimnissen der Familie und der umstrittenen Geschichte des Moores auseinanderzusetzen. Vom Anfang bis zum Ende hält die Tatsache, dass Wölfe auf der Heide aufgetaucht sind, die Spannung in dem Werk aufrecht, dessen Hauptfigur ein junger Hirte ist – selbst im heimischen Estland ein aktuelles Thema.
Beide Veranstaltungen finden auf Deutsch mit Simultanübersetzung ins Estnische statt, Bücher der Autoren sind käuflich zu erwerben.
Am 8. Mai um 19:30 Uhr findet im Institut für Deutsche Kultur der Frühlingsabend-Gesprächskreis „Die wichtigste Straße der Welt“ mit Julia von Lucadou und Ernesto Salazar-Jimenez statt. Prima Vista-Schirmherr Kai Aareleit spricht mit Gästen über wichtige Orte im Leben und in der Literatur.
Die deutsche Schriftstellerin Julia von Lucadou stammt aus der UNESCO-Literaturstadt Heidelberg und ist derzeit Stipendiatin des Goethe-Instituts in Tartu; Ernesto Salazar-Jiménez ist ein Besucher aus Bremen, der UNESCO-Literaturstadt, mit venezolanischen Wurzeln.
Ein Auszug aus Julia von Lucadous Roman „Hochhaustaucher“ mit einem Nachwort von Jaak Tomberg ist in der Märzausgabe 2024 des Magazins Akadeemia zu lesen. Julias zweiter Roman Tick Tack thematisiert die Probleme der Social-Media-Generation, „Filterblasen“, Radikalisierung. In seiner Arbeit beschäftigt sich Ernesto Salazar-Jiménez hauptsächlich mit Themen rund um Einsamkeit und kulturellen Austausch. Er schreibt Gedichte und Kurzgeschichten.
Das Gespräch findet auf Englisch statt, Lesungen auf Deutsch, Englisch und Spanisch (Texte ins Estnische übersetzt).
Weitere Informationen auf der Festival-Website: