Deutsches Kulturinstitut Tartu
Geschichte
Dass in Tartu Ende 1992 ein Deutsches Kulturinstitut gegründet worden ist, ist sicher eng mit den großen Veränderungen im gesellschaftlichen Leben des Landes (damals noch ein Teil der großen Sowjetunion) verbunden. Vor und um 1990, als die Wiederbelebungstendenzen des nationalen Bewusstseins in der Gesellschaft zum Vorschein kamen, entstanden in ganz Estland verschiedene deutsche Kulturgesellschaften, die es als ihre Aufgaben ansahen, die in den Sowjet-Jahren verschwiegene Rolle der deutschen Kultur bei der Entwicklung des estnischen Volkes wieder ins Bewusstsein zu bringen. Vor allem wurden solche Gesellschaften im intellektuellen Zentrum des Landes Tartu und in der Hauptstadt Tallinn gegruendet. Im März 1988 entstand in Tartu die “Estnische Goethe-Gesellschaft” mit dem Hauptziel, das Geistesleben in Estland zu re-europaeisieren durch die Aufdeckung der historischen kulturellen Beziehungen zwischen Estland und Europa. Allen voran mit Deutschland als dem eigentlichen Ausgangspunkt der Integration Estlands ins “Spektrum Europas”.
Im Januar 1989 wurde die „Akademische Gesellschaft für Deutsche Kultur” ins Leben gerufen. Zu dieser Gesellschaft gehören ca. 80 Fachleute mehrerer wissenschaftlicher Disziplinen. Das Ziel ihrer Tätigkeit ist es, die Rolle und die kulturellen Leistungen der Deutschbalten in Estland zu würdigen. Im Dezember 1989 entstand die “Gesellschaft für Deutsche Kultur”, die damals 20 aus dem Wolgagebiet vor etwa zehn Jahren zugezogene ethnische Deutsche vereinigte. Nun wurde der Verein in “Verein der Deutschen in Tartu” umbenannt und umfaßt schon 122 Mitglieder. Diese Menschen, die die Beziehung zu ihrer ursprünglichen Heimat verloren hatten, hatten große Probleme, die sie durch die Gründung der Vereinigung zu lösen versuchten.
Zwei Jahre später entstand schließlich der “Verein der Deutschen in Estland” als eine Dachorganisation für alle Wolgadeutschen. Ihre Ziele sind identisch mit denen der vorher genannten Vereinigung. In den Oktober 1990 faellt zudem die Gründung der “Estnischen Wagner-Gesellschaft”, deren Mitglieder junge Intellektuelle verschiedener Berufe sind und die in vielfältigen Formen das musikalische Erbe von Richard Wagner verbreiten. Gleichzeitig wurde in Tartu der Estnische Deutschlehrerverband gegründet mit dem Ziel, internationale Kontakte für Lehrer zu schaffen, Fortbildungsmöglichkeiten in Deutschland durch Goethe-Institute in den Nachbarländern zu schaffen, die Lehrerfortbildung in Estland auf modernem Niveau zu organisieren und eine Bibliothek mit moderner Methodenliteratur für Lehrer aufzubauen.
Neobaltia
Im November 1991 entstand der “Estnische Deutschlehrerverband” mit dem Ziel , für Deutschlehrer internationale Kontakte herzustellen, die Teilnahme an verschiedenen Fort- und Weiterbildungsseminaren und -kursen zu ermöglichen, die Kontakte mit Goethe-Instituten zu fördern und für Deutschlehrer ein Informationszentrum mit einer Bibliothek zu gründen. Damals, als die genannten Kulturverbände ins Leben gerufen wurden, waren viele namhafte Persönlichkeiten der Stadt aktiv daran beteiligt, wie z.B. der Dichter und Zeitschriftenredakteur Ain Kaalep, der Schriftsteller Madis Kõiv, der Publizist und Dramaturg Linnar Priimaegi, die Universitaetsprofessoren Heino Eelsalu und Helmut Piirimaee u.a.
Diese Verbände entwickelten ihre Tätigkeit an der Universität oder in gemieteten Räumen in der Stadt. Die ähnlichen Interessen und gleichen Sorgen brachten die Vertreter der Verbände an einen Tisch, und man begann, für alle in Tartu tätigen deutschen Kulturvereine ein gemeinsames Haus zu suchen. Am günstigsten schien für diesen Zweck das Gebäude in der Kastani-Straße 1 zu sein, ein 1904 von der deutschen Studentenverbindung “Neobaltia” errichtetes Jugendstilhaus. Das Gebäude war aber leider in einem Zustand, daß es unmöglich gewesen wäre, dort ein Kulturzentrum zu gründen. Man benötigte Geld für die dringenden Renovierungsarbeiten.
Im August 1991 wurde die Republik Estland de facto anerkannt, und die Situation gegenüber der ganzen Welt veränderte sich grundsätzlich. Im September begann die Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in Tallinn ihre Tätigkeit. Auch für die entstandene Initiative eröffnete sich eine völlig neue, günstigere Situation. Es begann ein reger Verkehr mit den Mitarbeitern der deutschen Botschaft. Die Vertreter der Vereine und die Stadtverwaltung wandten sich an den Botschafter Henning von Wistinghausen mit der Bitte, die Renovierung des Hauses finanziell zu unterstützen.
Deutsches Kulturinstitut Tartu
1992. Im Mai 1992 nahm auch die Organisation der Gesellschaften eine qualitativ neue Form an – man bildete den Vorstand des Deutschen Kulturzentrums, zu dessen Vorsitzenden Viktor Sieben – der Vertreter der “Gesellschaft fuer Deutsche Kultur” – gewählt wurde. Die Aufgabe des Vorstandes war, die Kontakte mit der Deutschen Botschaft zu pflegen und die Konzeption des Kulturzentrums auszuarbeiten.
Sicher spielte dabei der persönliche Einsatz der Botschafter beider Staaten eine große Rolle. In jedem Falle muß man dabei auch die Rolle des damaligen Kulturreferenten der deutschen Botschaft, Nicolaus Graf Lambsdorff, betonen.
So wurde am 26. November 1992 gegründet Institut für deutsche Kultur in Tartu. Auf derselben Versammlung wurde auch der neue Vorstandsvorsitzende gewaehlt: Karl Lepa, Lehrstuhlinhaber für deutsche Philologie an der Universitaet Tartu. Zur Leiterin des Instituts wurde Maie Keek gewaehlt.
Deutsches Kulturinstitut Tartu
Das Deutsche Kulturinstitut Tartu ist ein gemeinnütziger Verein, der projektweise vom deutschen Auswärtigen Amt unterstützt wird.
Das Ziel des Instituts ist die deutsche Kultur in Estland bekannt zu machen, kulturelle Kontakte zwischen Deutschland und Estland zu vermitteln und Sprachkurse und Prüfungen anzubieten. Das Institut arbeitet in enger Kooperation mit dem Deutschen Kulturinstitut/Goethe Institut Tallinn, dem Goethe Institut Riga und der Fachberatung Deutsch.
Das DKI Tartu bietet Sprachkurse auf allen Niveaus an. Für Deutschlehrer bieten wir Seminare im Bereich Deutsch als Fremdsprache an. Im Rahmen der Kulturprogramme veranstalten wir Geschichts- und Literaturseminare, Film-, Theater- und Musikabende, Konzerte, Ausstellungen, für Kinder Weihnachts- und Osterveranstaltungen.
Die Monatsprogramme des Instituts sind in Bibliotheken von Tartu, an der Uni, in Schulen und im Infozentrum der Stadt zu finden. Wir werben für unsere öffentlichen Veranstaltungen in der Tageszeitung “Postimees”.
Struktur und Mitarbeiterinnen
Partner
Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in Tallinn
Toom- Kuninga 11
15048 Tallinn
Tel: + 372 6 275 300
Fax: + 372 6 275 304
Die Botschafterin: Annette Klein
Goethe-Institut Tallinn
Pärnu mnt 10
10148 Tallinn
Tel: + 372 58846452
Institutsleiter: Conrad Doberauer
Leiterin der Sprachabteilung: Helen Aedla
E-mail: info-tallinn@goethe.de
www.goethe.de/tallinn
Deutsches Kulturinstitut Tallinn
Tolli 2
101333 Tallinn
Tel: + 372 6 414 577
Leiterin: Helena Kaasik
E-mail: deutsch@deutsch.ee
www.deutsch.ee
Estnische Goethe-Gesellschaft
Kastani 1, 50409 Tartu
Präsidentin: Dr Liina Lukas
Deutschbaltische Studienstiftung
Deutsch-Baltisches Jugendwerk
Anschrift: Am Berge 35, 21335 Lüneburg
Ansprechpartner: Lara Löser